Ob Kühe, Schafe, Schweine, Exoten wie Alligatoren, oder sogar Hunde und Katzen – diese und noch viele weitere Tierarten müssen ihr Leben auf grausamste Weise lassen, damit sich Menschen extravagant kleiden und ausstatten können.

Leder wird aus der Haut von Tieren gewonnen und muss durch verschiedene giftige Chemikalien aufgearbeitet werden, damit die tote Tierhaut nicht anfängt zu verwesen. Denn wer möchte schon, dass die schicke neue Lederjacke anfängt nach Verwesung zu stinken und dann nach und nach am Körper zerfällt? Dem Konsumenten soll weisgemacht werden, dass Leder eines der Spitzen-Naturprodukte ist. Es sei ein Nebenprodukt der Fleischindustrie, dass sowieso anfallen und somit nicht verschwendet werden würde. Doch nur ein kleiner Teil der Ledererzeugnisse stammt tatsächlich von Tieren aus der Fleischindustrie. Die meisten „Leder-Lieferanten“ werden extra dafür gezüchtet, da Leder oft mehr Wert hat als Fleisch. Somit wird eigentlich das Fleisch zum Nebenprodukt der Lederindustrie, welches es noch zu verwerten gilt. Zudem werden unzählige Chemikalien eingesetzt, um die Tierhaut zu dem zu machen, wie wir sie dann im Geschäft vorfinden. Und das alles im Namen der Natürlichkeit.
Verbrauchermagazine wie Stiftung Warentest und Öko-Test stellen regelmäßig fest, dass Lederwaren mit dem krebserregenden, erbgutschädigenden und allergieauslösenden Chrom VI belastet sind. Eine Untersuchung des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat ergeben, dass in 42,5 % der untersuchten Proben Chrom VI nachgewiesen werden konnte. In jedem fünften Kinderschuh und in jedem dritten Arbeitshandschuh wurden so große Mengen des gesundheitsschädlichen Stoffes gefunden, dass sie eigentlich nicht verkauft hätten werden dürfen.

Das gefährliche Schwermetall entsteht, da 80 bis 85 % der Tierhäute mit dem reaktiven Chrom III gegerbt werden. Durch unsachgemäße Gerbbedingungen, durch Verwendung qualitativ schlechter Gerbstoffe oder durch billige, unsachgemäße Produktionsmethoden kann sich aus Chrom III das gefährliche Chrom VI bilden.
Das Schwermetall kann sich durch Oxidation noch lange nach dem Kauf bilden und durch Schweiß, selbst durch Socken oder Shirts hindurch, auf die Haut gelangen und schwere Ekzeme verursachen. Es besteht die Gefahr einer schleichenden Immunsensibilisierung, die in eine konkrete Allergie münden kann. Diese sogenannte Chromatallergie kann sich auf den ganzen Körper ausbreiten und ist nicht heilbar.
Zudem werden die Tierhäute mit weiteren Chemie-Cocktails konserviert. Darunter sind unter anderem das krebserregende Konservierungsmittel Formaldehyd und das verbotene Antischimmelmittel DMF.

Unter Natur stellt man sich eigentlich etwas anderes vor. Weitere Gründe, warum Leder kein Naturprodukt ist, sind:

  • Leder verschwendet Ressourcen
    Für gezüchtete Tiere muss eine Unmenge an Futtermitteln, Wasser, Weidefläche und Medikamente zur Verfügung gestellt werden. Abholzung riesiger Waldflächen, Überdüngung, Wasser- und Nahrungsknappheit in Entwicklungsländern sind die Folge.
  • Leder verschmutzt die Umwelt

    Der Wasserverbrauch in Gerbereien ist immens hoch. Blut, Dung, Haarbüschel, Haut- und Fleischreste werden durch chemische Waschungen gelöst und landen im Abwasser. In der EU ist die Belastung der Wasserqualität durch Gerbereien bereits hoch, doch ein Großteil des weltweit verarbeiteten Leders wird in Asien und Südamerika produziert. Dort gibt es kaum Umweltstandards und Gerbereiabwässer landen oft ungeklärt in Flüssen und im Grundwasser.

Die Gerbereien in Dhaka (Bangladesch) leiten ihre toxischen Abwässer ungefiltert in den Fluss

  • Leder produziert viel Müll
    Da Leder logischerweise die Körperform des Tieres hat, fällt bei der Verarbeitung 30 % Verschnitt an, der meist entsorgt oder zu Tierfutter verarbeitet wird.
  • Menschenrechte gleich Null
    Arbeiter stehen in Billigproduktionsländern barfuß in giftigen, chrombelasteten Abwässern – Schutzkleidung gibt es nicht. Kinder- und Zwangsarbeit, Menschenhandel, Sklaverei, Hungerlöhne und tödliche Arbeitsunfälle gehören zum Alltag der Lederindustrie. Die Arbeiter leiden an schweren Hautkrankheiten, Allergien, Tumoren oder Lungenschäden. 90 % der Arbeiter sterben vor dem 50. Lebensjahr.

„MADE IN EU“ UND DIE KENNZEICHNUNGSPFLICHT

Lederproduktion in Bangladesh – Kühe und Ziegen warten auf ihren Tod

Ein Lederprodukt besteht meist aus vielen verschiedenen Teilen und somit kann jeder Bestandteil aus unterschiedlichen Lederarten gefertigt sein. Der Ledermarkt ist völlig intransparent und es existiert keine eigene Kennzeichnungspflicht. Das strengste Gütesiegel der Branche, IVN Naturleder, hat in seinen Richtlinien nur die Verpflichtung, dass die Tiere primär zur Fleischgewinnung gehalten werden müssen und der Schlachtort zu dokumentieren ist. Auch große Marken, die Lederprodukte verkaufen, können nichts über die Herkunft der Häute, geschweige denn über die Haltung der Tiere sagen. Da es in Europa keine umfassenden Kontrollen bezüglich der Tierart von Lederwaren gibt, gelangen auch unzählige Katzen- und Hundelederprodukte aus China zu uns. Mit der Auslagerung der Herstellung von vorgegerbten Tierhäuten in Billigproduktionsländer, damit Kosten gespart und mehr Profit gemacht werden kann, werden auch die minimalen Tierschutzgesetze der EU umgangen. Auch Siegel wie „Made in Italy“ geben lediglich darüber Auskunft, in welchem Land die einzelnen Bestandteile zum Endprodukt zusammengefügt wurden. Laut der EU-Textilkennzeichnungsverordnung muss bei Bekleidung der Hinweis „Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“ angebracht sein. Doch Handtaschen z.B. fallen nicht einmal unter diese Kennzeichnungspflicht.

Hundeleder-Produktion und Verarbeitung in China.

BIOLEDER IST KEINE ALTERNATIVE
Bioleder heißt nicht gleich, dass die Herstellung unter besseren Bedingungen erfolgt. Tiere aus der Biohaltung haben nur unwesentlich mehr Platz zur Verfügung, doch am Ende werden auch sie geschlachtet. Zudem heißt Bioleder auch, dass die Tierhäute pflanzlich gegerbt werden. Doch die benötigte Menge an Pflanzensäften ist enorm hoch und jede Erweiterung des Anbaus würde wiederum eine extreme Belastung der Umwelt bedeuten.

Kühe gelten in Indien als heilig, dennoch werden sie für Transporte nach Bangladesch einfach übereinander geworfen und aneinander gebunden.

 

Lesen Sie nächste Woche Montag (24.09.18) den 2. Teil zum Thema Leder: Diese Tierarten sind besonders betroffen!

Quelle Bilder: PETA Deutschland e.V.
Quelle Text: PETA Deutschland e.V., Freiheit für Tiere (freiheit-fuer-tiere.de), Animal.fair, Rettet den Regenwald e.V., albert-schweitzer-stiftung.de