Unsere Mitarbeiterinnen wurden zu einem verletzten Biber am Innufer gerufen – es folgte ein sehr beeindruckender und emotionaler Außendiensteinsatz…

Joggerinnen riefen bei uns an, weil sie am Innufer bei Zirl einen Biber im Unterholz entdeckt hatten, der sich scheinbar nicht mehr fortbewegen konnte. Biber sind die zweitgrößten Nagetiere der Erde. Ausgewachsen erreichen sie eine Länge von einem Meter und können bis zu 30 Kilogramm schwer werden. So fuhren also gleich zwei unserer Mitarbeiterinnen mit Fangnetz, Schutzhandschuhen und einer großen Hundebox im Auto zum beschriebenen Fundort.

Tatsächlich entdeckten sie an der Stelle im Unterholz einen großen braunen Koloss. Als sie näherkamen, versuchte das arme Tier noch davonzurobben. Ein Bein zog es nach und sogleich bemerkten unsere Mitarbeiterinnen eine große Verletzung am Rücken. Schnell konnten sie das Tier sichern und mühten sich zu zweit ab, den großen Biber zum Auto zu tragen. Tierärztlichen Notdienst hatte Dr. Theurl in Natters und wir konnten den Biber sofort zu ihm bringen. Aufgrund der massiven Verletzungen behielt er das Tier in seiner Praxis. Gleichzeitig kontaktierten wir den Alpenzoo, ob sie das Tier übernehmen würden, sobald es vom Tierarzt erstversorgt worden wäre.

Bei der eingehenden Untersuchung konnte Dr. Theurl feststellen, dass der Biber einer Hundeattacke zum Opfer gefallen war. In seinem Rücken konnten eindeutige Bissspuren gefunden werden. Dem Tier fehlte ein großer Teil des Muskelgewebes. Der verbliebene Teil enthielt bereits viel abgestorbenes Gewebe und war voller Maden. Die Maden mussten entfernt, die Wunde aufwendig gesäubert und schließlich genäht werden. Nachdem der Biber aus der Narkose erwacht war, konnten wir ihn abholen und sofort zum Alpenzoo bringen. Dort wurde für ihn ein Platz in der Quarantäne-Station bereitgestellt, wo er sich erholen sollte. Leider war das Tier jedoch bereits so geschwächt, dass es trotz all der Bemühungen am nächsten Tag verstarb. Es ist davon auszugehen, dass der Biber nach der Hundeattacke bereits lange im Unterholz gelegen war, bevor die Joggerinnen ihn fanden.

Leider kommt es immer wieder vor, dass freilaufende Hunde im Unterholz ruhende Biber aufstöbern und attackieren. Häufig wird der umgekehrte Fall, von durch Bibern verletzte Hunde, dokumentiert und veröffentlicht. Wahrscheinlich liegt es daran, dass viele der verletzten Biber nicht mehr gefunden werden. Biber können sich durch ihren plumpen Körperbau an Land nur sehr schleppend fortbewegen. Große Hunde sind ihnen somit weit überlegen – bis der Biber aus Notwehr zubeißt. Sie greifen nur an, wenn sie sich bedroht fühlen oder ihren Nachwuchs verteidigen. Sie sind stumme Kämpfer und der Hundehalter bemerkt in vielen Fällen nicht, was im Unterholz neben ihm passiert.

Wir rufen alle Hundehalter dazu auf, in der Nähe von Biberburgen ihre Hunde bei sich zu führen und diese nicht im Holz stöbern zu lassen. Wer seinem Hund die Möglichkeit geben möchte, ins Wasser zu gehen, sollte eine freie, unbebaute Stelle suchen, um Biber nicht zu stören. Dies kann für beide Tiere im Fall des Aufeinandertreffens lebenswichtig sein.